Autoren, Kolumnistinnen, Blogger oder Journalistinnen – in dieser Lesereihe kommen ganz unterschiedliche jüdische Stimmen unserer Zeit zu Wort. Dadurch kommt die Vielgestaltigkeit jüdischen Lebens zum Ausdruck. Neben Literatur und Musik gibt es vor allem die ungezwungene Möglichkeit, miteinander ins Gespräch zu kommen – allzu oft über das beeindruckende Zusammenspiel von Humor und Ernsthaftigkeit jüdischer Literatur.
Die monatliche Lesereihe ist eine Kooperation des Instituts Kirche und Judentum mit der Eberhard-Ossig-Stiftung und findet im Innenhof oder im Stiftungssaal in der Markgrafenstraße 88 (gegenüber dem Jüdischen Museum) statt.
Eintritt frei - Spenden willkommen!
Anmeldung an: info
23. Januar 2025 ANGELIKA OBERT liest aus: GISELA DACHS (HG.) "7. Oktober 2023. Stimmen aus Israel"
27. Februar 2025 KATJA PETROWSKAJA "Das Foto schaute mich an"
27. März 2025 EVA-MARIA HERBERTZ "Das Leben des Paul 'Hulle' Huldschinsky (1889-1947)"
24. April 2025 ADRIANA ALTARAS "Besser allein als in schlechter Gesellschaft. Meine eigensinnige Tante"
Herzliche Einladung zu Lesung und Gespräch am 27. März 2025 um 19 Uhr
Thomas Mann bezeichnete ihn als einen „der feinsten, liebenswürdigsten, nobelsten Menschen, die ich gekannt habe“ und versicherte in seinem Kondolenzbrief: „Ich werde unserem Hulle, solange ich lebe, ein herzlich ehrendes Andenken bewahren.“
Kein einziges Foto von Paul Huldschinsky hätte sich in den Archiven erhalten, hieß es in einem 2003 publizierten Beitrag über Thomas und Katia Manns früheren Nachbarn in München und späteren Innenarchitekten in Pacific Palisades, und seine Spuren hätten „allesamt etwas Schemenhaftes, eingefangen in fremden Spiegeln“. In den vergangenen Jahren aufgefundene Briefkonvolute, und vor allem ein in der Familie erhaltener Nachlass und reicher Fundus an Fotos, haben es nun ermöglicht, die Lebensgeschichte von Paul „Hulle“ Huldschinsky zu erzählen. Der Sohn von Oscar Huldschinsky, einem der reichsten, jüdischen Unternehmer und bedeutenden Kunstsammler in Berlin, wuchs im Luxus auf, lebte den Alltag eines Bohemiens, war in den 1920er-Jahren ein erfolgreicher Innenarchitekt und emigrierte nach KZ-Gefangenschaft Ende 1938 nach Kalifornien, wo er in den Filmstudios von Hollywood als Filmausstatter Karriere machte und sogar mit einem Oscar geehrt wurde.
Eva-Maria Herbertz, geboren in Oberhausen, Studium der Germanistik/Geschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München, einige Jahre Lehrtätigkeit, lebt in Feldafing/Starnberger See. Sie verfasste Kurzbiographien namhafter KünstlerInnen für Zeitungen sowie „Der heimliche König von Schwabylon“, die Biographie des Grafikers und Sammlers Rolf von Hoerschelmann; „Leben in seinem Schatten. Frauen berühmter Künstler“ und „Das Leben hat mich gelebt“, die Biographie von Renée-Marie Hausenstein.
Musik:
Felix Hielscher, Piano
Anmeldung unter: info
Herzliche Einladung zu Lesung und Gespräch am 27. Februar 2025 um 19 Uhr
Ein Bild trifft den Blick der Betrachterin und lässt sie nicht los. Das Foto einer geisterhaften Pflanze in einem Tschernobyl-Buch. Das rauchvernebelte Gesicht eines Grubenarbeiters in einer Kiewer Ausstellung. Oder ein syrisches Flüchtlingspaar bei der Landung auf Lesbos, abgedruckt in der New York Times. Woraus besteht die Gegenwart? Aus dem, was in Ausstellungen hängt, an Plakatwänden verwittert oder über die Bildschirme läuft? Wie gelingt es, den intimen Moment der Bestürzung oder des Staunens in Sprache zu verwandeln?
Mit den Foto-Kolumnen, die sie 2015 in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung zu schreiben begann, hat die Autorin ihr eigenes Genre geschaffen: kurze Prosa, Landschaft, Biografie, Zeitgeschichte und Form auf minimalem Raum verdichtend. Gerade weil Katja Petrowskaja alles persönlich nimmt, ob das Foto von einer alten Frau im Kaukasus, die der Sessellift in den Himmel trägt, oder den Anblick einer Brüsseler Hauswand nach den Terroranschlägen, gewinnen ihre Texte eine Kraft, die dem Augenblick seine Wahrheit abringt.
Geboren 1970 in Kiew, studierte Katja Petrowskaja Literaturwissenschaften in Tartu (Estland) und promovierte 1998 in Moskau. Seit 1999 lebt sie in Berlin. 2014 erschien ihr preisgekröntes Debüt „Vielleicht Esther“.
Musik:
Marco Heise, Piano
Anmeldung unter: info
Herzliche Einladung zu Lesung und Gespräch am 23. Januar 2025 um 19 Uhr
Der 7. Oktober 2023 stellt für die Israelis eine Zäsur ohnegleichen dar. Von nun an wird es in der Zeitrechnung nur noch ein Davor und ein Danach geben. Das schiere Ausmaß und die ungeheuerliche Brutalität der Angriffe der Hamas, die Geiselnahmen und ein Krieg, so lange wie noch keiner zuvor, haben die Nation traumatisiert. Die Grundfesten, auf denen man sich im eigenen Staat sicher fühlte, wurden zutiefst erschüttert. Wie kann hier ein Neuanfang gelingen?
Ein Jahr danach versucht der Jüdische Almanach einen Rückblick und eine Einordnung der Ereignisse. Die hier versammelten Texte, die diesmal alle aus Israel berichten, erzählen ganz persönliche Geschichten, es geht um Ortsbesichtigungen, Momentaufnahmen, Zustandsbeschreibungen, Zukunftsvisionen; es geht um den Zionismus, um Trauerarbeit, Erinnerung und Resilienz, um alte Bruchlinien und neuen möglichen Zusammenhalt.
Es schreiben unter anderem Etgar Keret, Smadar Sheffi, Andrea Livnat, Assaf Uni, Ayelet Gundar-Goshen.
Angelika Obert, geb. 1948, ist Pfarrerin und hat von 1994 bis 2014 den Evangelischen Rundfunkdienst in Berlin geleitet. Sie hat zahlreiche Hörfunksendungen produziert, darunter immer wieder literarische Porträts, u.a. von Mascha Kaléko, Gertrud Kolmar, Nelly Sachs und Robert Walser.
Musik:
N.N.
Anmeldung unter: info
Philipp Peyman Engel ist schockiert, dass die Empörung in Deutschland so zögerlich zum Ausdruck kommt – aber nicht überrascht. Seit Jahren verfolgt der Chefredakteur der »Jüdischen Allgemeinen« die Anbiederung der deutschen Politik an die Feinde Israels und den alltäglichen Antisemitismus aus allen Ecken der Gesellschaft – von Rechten, von Linken, von muslimischen Migranten. Der 7. Oktober hat endgültig gezeigt, sagt Engel, dass es in Deutschland so nicht weitergehen kann.
Musik:
Gabriele Kögel, Klarinette
Chieko Yokoyama-Tancke, Flügel
Klaus Hillenbrand schildert die Geschichte des Hauses und das Schicksal seiner Bewohner.
Der fast einhundertjährige ehemalige Zögling der Anstalt Walter Frankenstein blickt auf seine Jahre im Auerbach’schen Waisenhaus zurück. Bilder aus seinem Fotoalbum zeigen den geschützten Alltag der jüdischen Jungen und Mädchen jenseits der Bedrohung durch die Nationalsozialisten.
Klaus Hillenbrand (* 1957) studierte in Bonn und Berlin Politologie. Danach arbeitete er u. a. als freier Journalist auf Zypern.
Bis zum Ruhestand 2023 war er als Ressortleiter für die Titelseite und die Schwerpunktthemen der taz verantwortlich.
Er arbeitet in Berlin als Journalist und Autor. Seine Themenschwerpunkte sind Zeitgeschichte und der Nahe Osten und
hat eine Reihe Bücher zum Nationalsozialismus und der Judenverfolgung verfaßt.
Moderation: Dr. Nora Pester
Musik: Wassim Mukdad | Oud
Großartig und nervtötend, liebevoll und erdrückend, aufopfernd, aber auch übergriffig – Michel Bergmann liebt seine Mutter Charlotte und hält sie manchmal nicht aus. Er erzählt in diesem Buch, in dem er nichts und niemanden schont, die Geschichte dieser eigenwilligen, starken Frau: ihre Vertreibung aus Deutschland, der Verlust fast der gesamten Familie, das Glück, ihren künftigen Ehemann wiederzufinden, und dennoch ein Schicksal, bei dem sie allzu oft ganz auf sich allein gestellt ist. Geboren 1916, hatte sie eigentlich den Wunsch, Kinderärztin zu werden. Doch der Krieg veränderte alles.
Musik: Elke Jahn, Gitarre
Ein Sommer zwischen Berlin, Chicago und Jerusalem. Wie jedes Jahr verbringt die fünfzehnjährige Margarita ihre Ferien bei den Großeltern in den USA. Viel lieber will sie aber zurück nach Deutschland, zu ihren Freunden und ihrem Vater, der in einer Synagoge die Gebete leitet. Die Mutter hat die beiden verlassen, als Margarita noch in den Kindergarten ging. Höchste Zeit, beschließt der Familienrat, dass sie einander besser kennenlernen.
Von großen und kleinen Lügen, Glücksmomenten und Enttäuschungen, von Zuneigung und Schmerz erzählt Dana Vowinckel in ihrem Debütroman. Eine Geschichte voller Leben und Menschlichkeit.
Dana Vowinckel wurde 1996 in Berlin geboren und studierte Linguistik und Literaturwissenschaft in Berlin, Toulouse und Cambridge. Beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb 2021 wurde sie für einen Auszug aus Gewässer im Ziplock mit dem Deutschlandfunk-Preis ausgezeichnet. Dana Vowinckel lebt in Berlin.
aspekte-Literaturpreis des ZDF 2023 (Shortlist) – Arbeitsstipendium des Berliner Senats 2023 – Mara-Cassens-Preis 2023
Musik: Wassim Mukdad, Oud
Theodor W. Adorno vermutete 1952 in einem Brief an Gershom Scholem, dass Walter Benjamins Berliner Kindheit um 1900 in Deutschland nicht genügend rezipiert werde, "wegen des Traumatischen, das hierzulande sich geltend macht, sobald der Name Berlin fällt“. Joachim Schlör geht der Frage nach, was es mit dem „Traumatischen“ auf sich hat und was sich noch „geltend macht, sobald der Name Berlin fällt“. Im Mittelpunkt stehen ehemalige Berlinerinnen und Berliner, die sich in Briefen und Berichten, in Erinnerungen und aktuellen Bekundungen mit dieser Stadt auseinandersetzen. Den Kern bildet eine Korrespondenz, die zwischen 1991 und 1995 zwischen den Autoren des Gedenkbuchs für die ermordeten Juden Berlins und über die ganze Erde verteilten Berliner Emigrantinnen und Emigranten sowie deren Nachkommen geführt wurde.
Musik:
Friederike Bauer-Eschen, Cello
Andreas Eschen, e-piano
Sie wollte einen Mann heiraten und bekam einen Staat. Paula Munweis wurde als junges Mädchen aus Minsk nach New York geschickt, träumte von einem Medizinstudium, war überzeugte Anarchistin. Doch dann traf sie ihren Ehemann, den Gründer des Staates Israel David Ben-Gurion. An ihrem Lebensabend zieht sie widerstrebend mit ihm in einen Kibbuz in der Wüste Negev. Mai 1966: Am kommenden Tag erwartet Ben-Gurion einen späten Freund, den vor Kurzem aus dem Amt geschiedenen Konrad Adenauer. Und wieder einmal ist es an Paula, diesen Besuch auszurichten und zu gestalten.
Armut, Kriege, Mutterschaft und immer wieder Einsamkeit: Dieser Roman erzählt die Geschichte einer starken, mutigen Frau, der das Leben viele Kompromisse abverlangt und sie zur Frau des Staatsgründers eines Landes gemacht hat, an das sie nicht glaubte. Am Ende ihres Lebens bricht sie noch einmal auf, um sich selbst zu finden.
Stephan Abarbanell, 1957 geboren, wuchs in Hamburg auf. Er studierte Evangelische Theologie sowie Allgemeine Rhetorik in Hamburg, Tübingen und Berkeley und war viele Jahre lang Kulturchef des rbb. Sein Romandebüt, »Morgenland«, erschien 2015 bei Blessing, 2019 folgte »Das Licht jener Tage« und 2022 »10 Uhr 50, Grunewald«. Stephan Abarbanell lebt mit seiner Frau, der Übersetzerin Bettina Abarbanell, in Potsdam-Babelsberg.
Musik:
Camilla Elisabeth Bergmann, Gesang
Andreas Weise, e-piano
25 Jahre nachdem die Kapitelmans die Ukraine verließen und als „jüdische Kontingentflüchtlinge“ Aufnahme in Deutschland fanden, hockt der Ich-Erzähler Dima bei seinen Eltern auf einer „von sibirischen Katzen vollgepissten Treppe“ und weiß plötzlich, dass er die deutsche Staatsbürgerschaft annehmen will.
Sein Entschluss vertieft den Abstand zwischen ihm, „dem Demokratiedeutschen“, und den wirtschaftlich gescheiterten und seelisch verkümmernden Eltern. Einst waren sie froh, der „postsowjetischen Staatssäure“ entkommen zu sein. Warum tönen sie nun, die Krim sei immer russisch gewesen? Und warum wollen sie sich nicht einbürgern lassen?
Emotionale und jüdische Gründe, so Kapitelman, könnten dafür sprechen, „aber näher liegen Couch und Fernbedienung“.
Kulturelle Zugehörigkeit ist eine komplizierte Angelegenheit, familiäre Zugehörigkeit auch – das lehrt dieses Buch. Die Wurzeln reichen oft tiefer als man glaubt.
Dmitrij Kapitelman, 1986 in Kiew geboren, kam im Alter von acht Jahren als »Kontingentflüchtling« mit seiner Familie nach Deutschland. Er studierte Politikwissenschaft und Soziologie an der Universität Leipzig und absolvierte die Deutschen Journalistenschule in München. Heute arbeitet er als freier Journalist.
Musik:
Andreas Sieling, Klavier
Claudia Tesorino, Saxophon
Die christliche Tradition birgt eine große Gefahr für antijüdische Stereotype, die auch das jüdisch-christliche Verhältnis belasten. Viele dieser Stereotype gehen auf eine einseitige Lektüre des Neuen Testaments zurück.
Entstanden sind die Schriften des Neuen Testaments etwa vom Jahr 60 bis etwa 120 nach Beginn der allgemeinen Zeitrechnung. In dieser Zeit gab es noch kene etablierte Christenheit und erst Recht keine Kirche. Christliche Identität begann gerade erst sich im Verhältnis zu den vielen (anderen) jüdischen Strömungen zu entwickeln. Das Neue Testament ist also in einem jüdischen Kontext entstanden und als jüdisches Buch lesbar, auch wenn Jüdinnen und Juden die religiöse Bedeutung nicht teilen.
Das Neue Testament – jüdisch erklärt ist ein jüdischer Blick auf das Neue Testament. Jüdische Theologinnen und Theologen kommentieren die Texte und liefern in über 50 Essays Informationen zum Judentum zur Zeit Jesu, zur jüdischen Geschichte und zu aktuellen Fragestellungen.
Wolfgang Kraus, einer der deutschen Herausgeber, stellt das Buch vor. Er war Professor für Neues Testament an der Universität des Saarlandes und zeitlebens im jüdisch-christlichen Gespräch engagiert.
Ronen Altman Kaydar, geboren 1972 in Tel Aviv, ist ein israelischer Dichter, Autor und Übersetzer. er ist Magister der Geschichte und Philosophie der Wissenschaft der Tel Aviv University. Altman Kaydar wohnt in Berlin und arbeitet als Reiseleiter und Herausgeber von Reiseführern. Er hat sich auf jüdische und künstlerische Themen spezialisiert.
Das Buch führt entlang der Spuren berühmter jüdischer Berlinerinnen und Berliner und zwar in einer Zeit, als sie noch jung waren.
Auf acht Stadtspaziergängen werden u.a. Fanny Mendelssohn, Henriette Herz, Adolf Jandorf und Martha Jacob begleitet.
Musik:
Friederike Bauer-Eschen, Cello
Andreas Eschen, Klavier
Acht Glaubensvertreterinnen aus Deutschland und Frankreich treffen sich im Südwesten Frankreichs in der Begegnungsstätte Château d’Orion. Die Imaminnen Seyran Ateş und Eva Janadin, die Katholikinnen Lisa Kötter und Paule Zellitch, die Vikarin und heutige Pastorin Lena Müller und die Pastorin Jane Stranz, die Rabbinerinnen Ulrike Offenberg und Iris Ferreira verbindet, dass sie in ihrer Religion einen außergewöhnlichen Weg eingeschlagen haben. Der Film erzählt ihre Geschichten und die Geschichte dieser besonderen Begegnung im Südwesten Frankreichs. Er ist ein leidenschaftlicher Blick nach vorne, der Poesie und Provokation vereint und leistet einen Beitrag zu einer hochaktuellen Diskussion innerhalb und zwischen Religion, Politik und Gesellschaft.
Das Gernsheim-Duo bringt Werke vergessener jüdischer Komponisten auf die Konzertpodien zurück. Auftritte führten das Ensemble bis nach Japan. 2019 veröffentlichte es die weltweit erste Einspielung von Liedern seines Namensgebers Friedrich Gernsheim (1839-1916), der lange Zeit in Berlin wirkte und auf dem jüdischen Friedhof in Weißensee begraben ist.
Anna Gann, Sopran
Naoko Christ-Kato, Klavier
Barbara Honigmann, 1949 in Ost-Berlin geboren, arbeitete als Dramaturgin und Regisseurin. 1984 emigrierte sie mit ihrer Familie nach Straßburg, wo sie noch heute lebt. Honigmanns Werk wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u.a. dem Heinrich-Kleist-Preis, dem Max-Frisch-Preis der Stadt Zürich, dem Jakob-Wassermann-Preis, dem Bremer Literaturpreis 2020 und zuletzt dem Jean-Paul-Preis 2021. Bei Hanser erschienen zuletzt Chronik meiner Straße (2015) und Georg (2019).
Moderation: Moshe Kahn
Musik: Ensemble Bayat
Die Veranstaltung stieß auf sehr großes Interesse. Wir bedanken uns bei den Betreiber:innen von Feldfünf, in deren Räume wir aufgrund der hohen Nachfrage kurzfristig ausweichen konnten.
Ilana Pardes ist Professorin für Literaturwissenschaft und Direktorin des Zentrums für literarische Studien an der Hebräischen Universität Jerusalem. In ihrem ersten ins Deutsche übersetze Buch „Ruth. Geschichte einer Migration“ spürt sie dem Nachleben der biblischen Figur außerhalb der Bibel in rabbinischen Quellen, in Literatur und Kunst bis zur Moderne nach.
Die biblische Ruth hat über viele Jahrhunderte hinweg ganz unterschiedliche Leserinnen und Leser inspiriert. Mit ihrem Buch lädt uns Ilana Pardes ein, die ständig wechselnden Perspektiven auf Ruths Fremdheit zu bestaunen. Sie untersucht das Lob der Rabbiner für Ruth als vorbildliche Bekehrte und das Beharren der Mystiker auf der erlösenden Kraft von Ruth vor ihrem moabitischen Hintergrund.
In der frühneuzeitlichen französischen Kunst betrachtet sie pastorale Gemälde, in denen Ruth zur Einheimischen wird, die Garben von Ähren in ihren Händen hält. Pardes schließt mit zeitgenössischen Adaptionen in Literatur, Fotografie und Film, in denen Ruth als Migrantin dargestellt wird. Ruths Nachleben verrät nicht nur viel über ihre eigene Zeit, sondern wirft auch ein neues Licht auf diese bemerkenswerte alte Geschichte und weist auf ihre anhaltende Bedeutung hin. In unserer Zeit der Migration und Vertreibung bleibt Ruth so relevant wie eh und je.
Alice Brauner, geboren 1966 in Berlin, ist Journalistin, Historikerin und Filmproduzentin. 1999 promovierte sie am Zentrum für Antisemitismusforschung an der TU Berlin. 2006 stieg sie in die CCC Filmkunst ihres Vaters ein, die sie seit 2019 leitet. Sie produzierte u. a. »Wunderkinder« und »CRESCENDO #makemusicnotwar«. Für ihre große Familienbiographie griff sie nicht nur auf die eigenen Erinnerungen zurück – eine wichtige Quelle ist auch das umfassende Tagebuch ihres Großvaters. Sie ist verheiratet und hat zwei Söhne.
Das Leben des legendären Filmproduzenten Artur »Atze« Brauner und seiner Frau Maria: Eine Geschichte vom Überleben im Krieg, von einer großen Liebe und dem Traum, Hollywood nach Berlin zu holen. Stettin 1945. Zurückgekehrt aus den Weiten Russlands und Usbekistans, wo seine Familie den Krieg und die Verfolgung durch die Nazis überlebt hat, schmiedet Artur Brauner Zukunftspläne. Auf dem Bahnhof begegnet er einer jungen Frau: Maria, die mit blond gefärbten Haaren und einer falschen Identität der Deportation aus dem Ghetto von Lemberg entgangen war – und in Hannover in einem Lagerkrankenhaus gearbeitet hatte. Jetzt ist sie auf dem Weg nach Warschau, in der Hoffnung, dort noch Überlebende ihrer Familie zu finden.
Alice Brauner erzählt die Geschichte ihrer außergewöhnlichen Eltern, die von der Kindheit in Polen über die Kriegswirren und den Neuanfang in Deutschland bis hin zur jüngeren Vergangenheit reicht.
Musik: Laura Rosen und Borris Rosenthal
Nora Goldenbogen, geboren 1949 in Dresden, Diplomlehrerin und promovierte Historikerin, Gründungsmitglied und spätere Leiterin von HATiKVA – Bildungs- und Begegnungsstätte für jüdische Geschichte und Kultur Sachsen e.V., langjährige Vorsitzende der Jdüdischen Gemeinde zu Dresden und gegenwärtig des Landesverbandes Sachsen der Jüdischen Gemeinden. Nora Goldenbogen ist verheiratet, hat zwei Kinder und einen Enkel und lebt in Dresden.
In ihrem Buch „Seit ich weiß, dass du lebst – Liebe und Widerstand in finstersten Zeiten“ begibt sich die Historikerin Nora Goldenbogen auf die Spuren der Lebensgeschichte ihrer Eltern. Ihr Vater überlebte das KZ-Sachsenhausen, ihre Mutter die Verfolgung in Bukarest. Die Dresdner Historikerin zeichnet an Hand von Briefen die bewegende Liebes- und Leidensgeschichte ihrer Eltern nach.
Kennengelernt hatten die einander 1934 im Pariser Exil – Vater, ein deutscher politischer Emigrant, und Mutter, eine rumänische Jüdin, die in Frankreich neu anfangen wollte. Ihre Ende September 1935 in Bukarest geschlossene Ehe galt als „Rassenschande“ und konnte als Verbrechen geahndet werden. Aufgrund einer Denunziation gerieten sie ins Visier der Gestapo in der Deutschen Gesandtschaft in Bukarest. Der nationalsozialistische Verfolgungsapparat begann zu arbeiten. Sie wurden getrennt. Erst Ende 1946 trafen sie einander in Dresden wieder.
Moderation: Theresa Dittmann; Dr. Nora Pester moderierte das Gespräch mit der Autorin
Musik: Alexander Bersutsky, Violine
Lana Lux, geboren 1986 in Dnipropetrowsk/Ukraine, wanderte im Alter von zehn Jahren mit ihren Eltern als Kontingentflüchtling nach Deutschland aus. Sie studierte zunächst Ernährungswissenschaften, absolvierte eine Schauspielausbildung in Berlin. Seit 2010 lebt und arbeitet sie als Schauspielerin und Autorin in Berlin. 2017 erschien ihr vielbeachtetes Debüt „Kukolka“, das in mehrere Sprachen übersetzt wurde, 2020 ihr Roman „Jägerin und Sammlerin“.
Lana Lux erzählt vom Schmerz der Kinder, vom Schmerz der Mütter, vom Schmerz, die Heimat zu verlieren – so leicht, so tief, so aufregend, daß es einen glücklich macht. Alisa ist zwei Jahre alt, als sie mit ihren Eltern die Ukraine verlässt, um nach Deutschland zu ziehen. Aber das Glück lässt auch im neuen Land auf sich warten: Alisas schöne Mutter ist weiter unzufrieden, möchte mehr, als der viel ältere Vater ihr bieten kann. Die Tochter, die sich so sehr um ihre Liebe bemüht, bleibt ihr fremd. 15 Jahre später ist Alisa eine einsame junge Frau, die mit Bulimie und Binge-Eating kämpft. Mia, wie sie ihre Krankheit nennt, ist immer bei ihr und dominiert sie zunehmend …
Lana Lux erzählt hellwach und mit großer Intensität von Mutter und Tochter, die – so unterschiedlich sie sind – gefangen sind im Alptraum einer gemeinsamen Geschichte.
Musik: Elke Jahn, Gitarre
Assaf Levitin ist Kantor einer jüdischen Gemeinde und ausgebildeter Opernsänger. Sein Herz schlägt auch für den Jazz. Auf seinem „IsReal Book“ singt er Stücke aus Israel und eigene Kompositionen. Jazz auf hebräisch – ein Hörerlebnis.
Assaf Levitin meets AGvH Jazz Ensemble präsentiert The IsReal Book – Jazz auf Hebräisch – ein echtes Hörerlebnis.
Mitwirkende:
Assaf Levitin: Gesang und Arrangements
Richard Maegraith: Querflöte, Saxophon und Bassklarinette
Albrecht Gündel-vom Hofe: Klavier und Arrangements
Christian Fischer: Kontrabass
Peter Kuhnsch: Percussion, Schlagzeug
Shelly Kupferberg, geboren 1974 in Tel Aviv, ist in Westberlin aufgewachsen und hat Publizistik, Theater- und Musikwissenschaften studiert. Sie ist Journalistin und moderiert für ›Deutschlandfunk Kultur‹ und ›RBB Kultur‹ diverse Sendungen zu Kultur und Gesellschaft. Shelly Kupferberg lebt mit ihrer Familie in Berlin.
Dr. Isidor Geller hat es geschafft: Er ist Kommerzialrat, Berater des österreichischen Staates, Multimillionär, Opernfreund und Kunstsammler und nach zwei gescheiterten Ehen Liebhaber einer wunderschönen Sängerin. Weit ist der Weg, den er aus dem hintersten, ärmlichsten Winkel Galiziens zurückgelegt hat, vom Schtetl in die obersten Kreise Wiens. Ihm kann keiner etwas anhaben, davon ist Isidor überzeugt. Und schon gar nicht diese vulgären Nationalsozialisten.
Anhand von Familienbriefen und Fotos, alten Dokumenten und Archivfunden zeichnet Shelly Kupferberg die Konturen eines erstaunlichen Werdegangs nach, eines rasanten gesellschaftlichen Aufstiegs. Urgroßonkel Isidor war eine schillernde Figur, ein Macher und ein Lebemann, der den Luxus, die Kunst und besonders die Oper liebte. Auf ihrer Spurensuche, die sie von Ostgalizien nach Wien, von Budapest nach Hollywood und Tel Aviv führt, stößt Shelly Kupferberg auf unzählige Geschichten: aufregende, verblüffende, komische und immer wieder tragische. Die Geschichte von Isidor und den Seinen – ein berührendes Buch über das Schicksal einer jüdischen Familie.
Musik: Jakub Sawicki, Flügel
Angelika Obert liest aus "Ein Versteck unter Feinden" von Roxane van Iperen, einer außergewöhnlichen Geschichte des niederländischen Widerstandes in der Zeit der Nazi-Besetzung.
Nach Kriegsende überbrachten die Schwestern Lien und Janny Brilleslijper der Familie Frank die Nachricht vom Tod ihrer Töchter Anne und Margot. Dass sie darüber hinaus während der Besatzungszeit Teil einer einmaligen Geschichte jüdischen Widerstandes waren, war bislang unbekannt. Als die Autorin Roxane van Iperen im Jahr 2012 in eine Villa einzieht, ahnt sie nichts von den doppelten Böden und Hohlräumen, die es hier gibt: Die jüdischen Schwestern hatten zahlreichen verfolgten Juden hier Unterschlupf gewährt. ’t Hooge Nest, so der Name des Hauses, war umzingelt von den Villen hochrangiger Nazis, unter deren Augen hier der Widerstand für die gesamten Niederlande organisiert wurde. Bis das Versteck im Sommer 1944 verraten und gestürmt wurde. Janny und Lien überlebten mehrere Konzentrationslager – bis zum Tod von Margot und Anne Frank blieben sie an deren Seite.
Angelika Obert, geboren 1948, ist Pfarrerin. Von 1994 - 2014 leitete sie den Evangelischen Rundfunkdienst in Berlin. Sie hat zahlreiche Hörfunksendungen produziert, darunter immer wieder literarische Porträts, u.a. von Mascha Kaléko, Gertrud Kolmar, Nelly Sachs und Robert Walser.
Regina Scheer, geboren 1950 in Berlin, studierte Theater- und Kulturwissenschaft an der Humboldt-Universität. 1972-1976 arbeitete sie bei der Wochenzeitschrift „Forum“, war anschließend freie Autorin, wirkte nach 1990 an Ausstellungen, Filmen und Anthologien mit und veröffentliche mehrere Bücher zur deutsch-jüdischen Geschichte. Für ihren ersten viel beachteten Roman „Machandel“ erhielt sie 2014 den Mara-Cassens-Preis.
Regina Scheer, die großartige Erzählerin deutscher Geschichte, hat in diesem Buch die Leben ihrer Protagonisten zu einem literarischen Epos verwoben, voller Wahrhaftigkeit und menschlicher Wärme. Alle sind sie untereinander und schicksalhaft mit dem ehemals roten Wedding verbunden, diesem ärmlichen Stadtteil in Berlin.
Moderation: Theresa Dittmann
Musik: Karsten Troyke, Sänger und Gitarrist
Mit den Memoiren seines Großvaters im Gepäck, begibt sich der australische Filmemacher Aaron Lucas auf die Spuren seiner Familie in Berlin. Sein Großvater Frank Lucas wurde 1927 in Schöneberg geboren und konnte mit seiner Familie der nationalsozialistischen Verfolgung nach Australien entkommen. Die eindrückliche Reise führt den Filmemacher und Wahlberliner durch Schöneberg, Deutschland und Polen. Er begegnet der Geschichte seiner Familie sowie seiner eigenen Identität.
Der Film ist ein Zeugnis der neuen Welle jüdischer Menschen, die die deutsche Staatsbürgerschaft wiedererlangt haben und sich mit ihrer Familiengeschichte auseinandersetzen.
Moderation: Benjamin Kuntz
Geschichten vom Leben, Lieben und darüber lachen
Der beste Frisör der Welt, Rinderzunge zum Frühstück, ein Rabbiner ohne Schuhe und über allem die Frage, was Karel Gott auf ihrer Hochzeit zu suchen hatte – Barbara Bišický-Ehrlich erzählt vom ganz »normalen« Alltag einer jüdischen Familie in Deutschland. Enge, meist schon zu enge Familienbande spielen darin ebenso eine wichtige Rolle wie die ewige Frage, ob der Kühlschrank auch wirklich voll genug ist. Augenzwinkernde Geschichten mit einer gehörigen Portion Selbstironie für Menschen, die endlich einmal wissen wollen, wie das so ist – als Jüdin in Deutschland.
Barbara Bisický-Ehrlich, 1974 geboren, wuchs als Kind tschechischer Emigranten in Frankfurt am Main auf. Nach ihrem Studium der Theaterregie und Dramaturgie in Prag absolvierte sie ein Redaktionsvolontariat beim Südwestrundfunk. Heute arbeitet sie selbstständig als Werbe- und Synchronsprecherin und leitet Kinder-Theatergruppen in der Jüdischen Gemeinde Frankfurt.
Sie lebt mit ihren drei Kindern in Frankfurt.
Musik: Jakub Sawicki, e-piano
Die junge Mascha – die Hauptfigur in Grjasnowas Roman – kommt in der Mitte der 1990er Jahre im Rahmen der Kontingentsflüchtlingsbestimmungen mit ihren Eltern aus dem in einem Bürgerkrieg stehenden sowjetischen Nachfolgestaat Aserbaidschan nach Hessen in Deutschland. Dabei steht ihre jüdische Familie noch in Baku vor der Wahl, nach Israel oder Deutschland auszuwandern, entscheidet sich dann aber schließlich dafür, in den Nachfolgestaat Nazi-Deutschlands zu immigrieren, wodurch immer wieder Fragen zur Verfassung des «neuen Deutschlands» und dessen Rolle sowie Identität angesprochen werden.
Die gleichnamige Filmadaption des Romans unter der Regie von Pola Beck hatte seine Premiere am 7. November 2022.
Olga Grjasnowa, 1984 in Baku, Aserbaidschan, in eine russisch-jüdische Familie geboren, ist eine deutsche Schriftstellerin, die für ihre vielfältigen Romane mehrfach ausgezeichnet wurde.
Sie ist Mitglied im PEN Deutschland. Ihren Lebensmittelpunkt hat sie in Berlin-Neukölln gefunden.
Moderation: Milena Hasselmann
Musik: Jonas Sandmeier, e-piano
Der Journalist Ronen Steinke hat im Duden-Verlag ein Buch veröffentlicht, das sich mit „Antisemitismus in der Sprache” befasst. Er zeigt darin, welche Wörter jiddischer Herkunft wie Mischpoke, mauscheln und schachern sich in unserer deutschen Alltagssprache wiederfinden und wie die ursprünglich neutralen Bezeichnungen judenfeindlich aufgeladen wurden und heute negativ verwendet werden.
Steinke ist Jahrgang 1983, hat Jura und Kriminologie studiert und im Völkerstrafrecht promoviert.
Seit 2011 bei der Süddeutschen Zeitung, zwischendurch Gastwissenschaftler am Fritz-Bauer-Institut für Holocaustforschung, seit 2016 Innenpolitik-Redakteur für Sicherheit und Recht.
Moderation: Theresa Dittmann
Musik: Mirlan Kasymaliev, e-piano
In einer musikalischen Lesung liest er aus seinem Roman „Was aus uns geworden ist“ und spielt Lieder seiner gleichnamigen CD. Er erzählt über jüdisches Leben in der DDR und wir er selbst diesen Teil seiner Identität vor der Wende verborgen hat.
André Herzberg, 1955 in Ostberlin geboren, ist seit über dreißig Jahren Musiker und vor allem als Frontmann und Sänger der in der DDR gegründeten Rockband “Pankow“ berühmt geworden.
Moderation: Milena Hasselmann
Aus dem Hebräischen übersetzt und bearbeitet von Rabbinerin Ulrike Offenberg
Dalia Marx ist Rabbinerin und Professorin für Liturgie und Midrasch am Hebrew Union College in Jerusalem und lehrt an akademischen Institutionen in Europa und den USA. Ulrike Offenberg ist Rabbinerin der Jüdischen Gemeinde Hameln.
Musik:
Naaman Wagner, Pianist
Assaf Levitin, Chasan, Sänger und Komponist
„Durch das Jüdische Jahr“ führt Monat für Monat durch den jüdischen Jahreskreis. Rabbinerin Dalia Marx und Rabbinerin Ulrike Offenberg stellen die Feste und Gedenktage des Frühlingsmonats Nissan vor. Sie erörtern den Charakter, wenig bekannte religiöse Traditionen, Gebete und häusliche Bräuche und fragen, welche Bedeutung sie für unser modernes, durch eine Vielfalt von Kulturen und Identitäten geprägtes Leben haben können.
Moderation: Theresa Dittmann
Ayala Goldmann, geboren 1969 in Hamburg, ist Journalistin. Sie wuchs in Ulm auf und studierte jüdische Geschichte an der Freien Universität Berlin und der Hebräischen Universität Jerusalem. Seit 2013 ist sie Redakteurin der Jüdischen Allgemeinen.
Mit ihrer Familie lebt sie in Berlin-Friedenau.
Shraga Felix Goldmann, geboren 1935 als siebtes Kind einer jüdischen Familie in Berlin, konnte noch im September 1938 mit seinen Eltern nach Haifa auswandern. Doch er kehrte zurück aus Israel, studierte in Hamburg, wurde Transfusionsmediziner an der Universität Ulm und Gründer des Zentralen Knochenmarkspender-Registers Deutschland (ZKRD) für Leukämie-Kranke.
Eine starke Vaterfigur – politisch engagiert, säkular und dennoch tief verwurzelt in jüdischen Traditionen.
Seine Tochter Ayala Goldmann beschreibt ein Leben zwischen zwei Welten. Sie sucht nach 13 Verwandten, deren Spuren sich im Warschauer Ghetto verlieren, und eine Antwort auf die Frage, warum ihre Mutter zum Judentum konvertiert ist.
Ein Buch über Glauben, Zweifel und Hoffnung auf eine Zukunft jüdischen Lebens in Deutschland.
Musik: Elke Jahn, Gitarre
Dr. Benjamin Kuntz, geb. 1985, ist Gesundheitswissenschaftler und Medizinhistoriker. Er arbeitet am Robert Koch-Institut und leitet die Geschäftsstelle des Projekts „GeDenkOrt.Charité – Wissenschaft in Verantwortung“ an der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Er hat mehrere Biographien über jüdische Ärztinnen und Ärzte aus Berlin verfasst, die u.a. in der Reihe „Jüdische Miniaturen“ des Verlags Hentrich & Hentrich erschienen sind.
Stefan Hayn, geb. 1965, ist Maler und Filmemacher. Er studierte bildende Kunst an der Hochschule der Künste Berlin und absolvierte seinen Meisterschülerabschluss in der Klasse von Rebecca Horn. Von 1995 bis 1998 studierte er Dokumentarfilmregie an der Filmakademie Baden-Württemberg. Seit 1985 veröffentlicht er Zeichnungen und Malerei, seit 1989 Filme. Seit 1995 werden auch Essays und Vorträge von ihm publiziert. Von 2012 bis 2014 war Stefan Hayn Stipendiat an der Graduiertenschule der Universität der Künste Berlin.
Der Abend ist der Geschichte einer besonderen Freundschaft zweier Frauen gewidmet: Lucie Adelsberger (1895-1971) und Ursula Bohn (1907-2001). Kennengelernt haben sich die beiden in Berlin Ende der 1920er bzw. Anfang der 1930er Jahre. Die aus Nürnberg stammende Medizinerin Lucie Adelsberger betrieb zu diesem Zeitpunkt eine eigene Praxis und hatte sich auf die Behandlung von Allergien spezialisiert. Ursula Bohn, die später im Fach Philosophie promovierte, war eine ihrer Patientinnen. Aus einer gewöhnlichen Arzt-Patienten-Beziehung entwickelte sich im Laufe der Zeit eine Freundschaft, die jedoch nach 1933 auf die Probe gestellt wurde: denn Lucie Adelsberger war Jüdin, Ursula Bohn Protestantin. In seinem reich bebilderten Vortrag schildert Dr. Benjamin Kuntz den Lebensweg der emanzipierten und talentierten Ärztin und Wissenschaftlerin Lucie Adelsberger, die 1943 nach Auschwitz deportiert wurde. Sie überlebte die Hölle der Lagerhaft und legte nach dem Krieg schriftlich Zeugnis über diese Zeit ab. Auszüge aus den Auschwitz-Erinnerungen von Lucie Adelsberger werden im Rahmen der Veranstaltung vorgelesen. Ursula Bohn hatte alles versucht, um ihre Freundin vor der Deportation zu retten. Ein reicher Briefwechsel belegt, dass die beiden Frauen auch dann weiter in engem Kontakt standen, als Lucie Adelsberger nach dem Krieg in die USA auswanderte. Ursula Bohn, die jahrzehntelang im 1960 gegründeten Institut Kirche und Judentum tätig war, hatte zunächst als Lektorin in dem nach Kriegsende von evangelischen Theologen gegründeten Lettner-Verlag gearbeitet. Durch ihren Einsatz war es überhaupt möglich, dass die Erinnerungen Lucie Adelsbergers 1956 in eben jenem Verlag unter dem Titel „Auschwitz. Ein Tatsachenbericht“ das erste Mal in Buchform erschienen. Der im Anschluss an den Vortrag gezeigte 45-minütige Dokumentarfilm „Am Israel Chai – Bericht von Dr. Ursula Bohn“ von Stefan Hayn basiert auf einem Interview, das der damals 30-jährige Filmemacher mit der damals 88-jährigen Ursula Bohn in ihrer Wohnung geführt hat und in dem sie ausführlich über ihre Freundschaft zu Lucie Adelsberger berichtet. Am Ende der Veranstaltung stehen Benjamin Kuntz und Stefan Hayn gerne für Fragen aus dem Publikum zur Verfügung.
Myriam Halberstam, *1962 in New York City, Kinderbuchautorin und Verlegerin in Berlin. Sie arbeitete als Journalistin, Fernsehredakteurin und Dokumentarfilmerin, bevor sie 2010 ihren Buchverlag „Ariella“ aufbaute, den sie seitdem leitet. Es ist der erste Verlag für jüdische Kinderliteratur, der nach dem Holocaust in Deutschland gegründet wurde.
Vivian Kanner, *1970 in München, Schauspielerin und Sängerin jiddischer Lieder und Chansons der 1920er und 30er Jahre. Von ihr findet sich eine neu getextete Fassung des Satireklassikers “An allem sind die Juden schuld” (1931) von Friedrich Hollaender in dem Buch. Sie wird u.a. erstmalig diese Neuinterpretation singen, begleitet von Maxim Shagaev (Akkordeon).
Dmitrij Kapitelman, *1986 in Kiew, kam im Alter von acht Jahren als »Kontingentflüchtling« mit seiner Familie nach Deutschland. 2016 erschien sein erstes, erfolgreiches Buch “Das Lächeln meines unsichtbaren Vaters”, für das er den Klaus-Michael Kühne-Preis gewann.
Dem Schrecken mit Humor begegnen
Das Thema Antisemitismus ist ein »Dauerbrenner«. Wir alle wollen davon am liebsten nichts mehr hören. Der Ariella Verlag spießt Antisemitismus deshalb von der humoristischen Seite auf.
Mit Cartoons und Texten zeigt das Buch das Komische und das zutiefst menschlich Blöde im unbewussten und latenten Antisemitismus.
Wir laden ein zum herzhaften Lachen über die Antisemiten und den alltäglichen, vielleicht auch unbewussten Antisemitismus. Humor kann unseren Ängsten das Bedrohliche nehmen, sie entschärfen und uns unsere Handlungsfähigkeit zurückgeben.
Aber darf man über Antisemitismus denn lachen? Was bedeutet Humor in Bezug auf Antisemitismus? Wie weit darf man bei diesem Thema gehen? Und dürfen die das denn überhaupt? Myriam Halberstamm hat Karikaturist*innen und Autor*innen versammelt. Einstimmig und aus voller Kehle heraus antworten sie: Ja, die Juden dürfen das!! – Und die Nichtjuden auch!
Alle Mitstreiter*innen dieser Cartoon-Anthologie- die auch satirische Texte enthält- haben sich in diesen düsteren Zeiten mit unserem Thema auf ungewöhnliche und überraschende, aber vor allem auf humorvolle Weise auseinandergesetzt. Sie schaffen den Spagat, sich über den Antisemitismus und die damit einhergehenden Abwertung, Ausgrenzung und Bedrohung der Juden lächerlich zu machen …… und zeigen damit den Antisemiten erfolgreich den sprichwörtlichen Mittelfinger!
Moderation: Theresa Dittmann
„Sie weiß auf alles eine Antwort: Laufmaschen, Halsweh, Eifersucht und billige Cafés – nichts ist ihr fremd. Sie reimt. Und das klug und mit Verstand! Sie ist eine Philosphin der kleinen Leute, vergaloppiert sich nie…“ So hat die Dichterkollegin Anna Rheinsberg über Mascha Kaléko geschrieben. Gerühmt wurden ihre Poesie auch von Thomas Mann und Hermann Hesse – geliebt und gelesen von Tausenden, denen sie aus der Seele sang: Scheinbar mit leichter Hand, immer verständlich, einzigartig begabt mit Berliner Sprachwitz und feiner Melancholie. Blutjung feierte sie Anfang der 30er Jahre strahlende Erfolge als ‚Zeitungsdichterin‘, hatte dann im Exil lange Jahre hart zu kämpfen, um sich und ihre kleine Familie durchzubringen, war auch nach 1945 nur noch ein Geheimtipp in Deutschland. Erst nach ihrem Tod wurde sie von Vielen wiederentdeckt: Immer noch singt sie uns aus der Seele – Mascha Kaléko, der nichts Menschliches fremd war.
Angelika Obert, geb. 1948, ist Pfarrerin und hat von 1994-2014 den Evangelischen Rundfunkdienst in Berlin geleitet.
Sie hat zahlreiche Hörfunksendungen produziert, darunter immer wieder literarische Porträts, u.a. von Mascha Kaléko, Gertrud Kolmar, Nelly Sachs und Robert Walser.
Seit vielen Jahren ist sie regelmäßig mit Lesungen am ‚Dorfkirchensommer‘ beteiligt, auch da mit einem Schwerpunkt auf jüdische Dichterinnen und Dichter.
Musik:
Liz Fréon, Harfe
Anne-Lisa Nathan, Mezzosopran
St. Petersburg/ Ludwigsburg 1992. Ein Mädchen reist mit den Eltern, der Großmutter und ihrem Bruder nach Deutschland aus, in die Freiheit. Was sie dafür zurücklässt, sind ihre geliebte Hündin Asta, die Märchen-Telefonnummer und fast alles, was sie mit Djeduschka, Opa, verbindet – letztlich ihrer Kindheit. Im Westen merkt die Elfjährige, dass sie jetzt eine andere und „die Fremde“ ist. Ein Flüchtlingskind im selbstgeschneiderten Parka, das die Wörter so komisch ausspricht, dass andere lachen. Auch für die Eltern ist es schwer, im Sehnsuchtswesten wächst ihre russische Nostalgie; und die stolze Großmutter, die mal einen Betrieb leitete, ist hier einfach ein alte Frau ohne Sprache. Das erst fremde Deutsch kann dem Mädchen helfen – beim Erwachsenwerden, bei der Eroberung jenes erhofften Lebens. Aber die Vorstellungen, was Freiheit ist, was sie erlaubt, unterscheiden sich zwischen Eltern und Tochter immer mehr. Vor allem, als sie selbst eine Familie gründet und Entscheidungen treffen muss.
Lena Gorelik wurde 1981 in St. Petersburg geboren, kam 1992 mit ihren Eltern nach Deutschland. „Wer wir sind“ erschien im Mai 2021. Es ist ein autobiografischer Roman, der zeigt, dass die Identität gerade im Zweispalt zwischen Stolz und Scham, Eigensinn und Anpassung, Fremdsein und allem Dazwischen stark wird. „Wer wir sind“ erzählt, wie eine Frau sich findet – und wer wir im heutigen Deutschland sind. Sie wurde sowohl für den Deutschen Buchpreis nominiert als auch für den Deutschen Jugendbuchpreis und mit dem Buchpreis der Stiftung Ravensburger Verlag ausgezeichnet. Sie lebt mit ihrer Familie in München.
Bei rowohlt erschienen „Meine weißen Nächte“ (2004) – „Hochzeit in Jerusalem“ (2007) – „Listensammlerin“ (2013) – „Null bis unendlich“ (2015) „Mehr Schwarz als Lila“ (2017)
Musik: Elke Jahn, Gitarre
„Die Koscher-Maschine. – Ein jüdisches Puppen-Science-fiction“ – Mit lustigen Songs und bunten Tieren erklären uns die bubales die jüdischen Speiseregeln. Es werden keine Tiere gequält und auch keine veganen Gefühle verletzt. Das Schweinchen Babett möchte koscher werden und schlüpft in Shlomos selbstgebaute Koscher-Maschine. Ob das gut geht? Schon bald sorgt Shlomos Projekt auf dem Kinderbauernhof für Schlamassel und der Rabbi „is not amused“. Zum Glück outet sich Shlomos beste Freundin Ayshe als Computer-Nerd und hilft ihm, die Koscher-Maschine umzuprogrammieren.
Das einzige jüdische Puppentheater Deutschlands wurde 2011 von der Kunstpädagogin Shlomit Tulgan gegründet. Sie stammt aus einer sephardischen Istanbuler Familie, wurde in Berlin geboren, wuchs in Prag und Moskau auf, studierte an der UDK Berlin und lebte für einige Zeit in Israel und den USA. Hauptberuflich arbeitet sie in der Bildungsabteilung des Jüdischen Museums Berlin. An beiden Stellen will sie Brückenbauen zwischen Kulturen und die Identität jüdischer Kinder stärken. Bei den bubales gehört natürlich auch die Stärkung der Lachmuskeln dazu. Die frechen Handpuppen mit ihrem „Schalömchen“-Trolleybus führen durch das Veranstaltungsangebot anlässlich 1700 Jahre jüdischen Lebens in Deutschland und erklären Kindern und Erwachsenen die Feste und Traditionen jüdischen Lebens.
Im Anschluss gibt es die Möglichkeit, mit Shlomit Tulgan über ihre Kunst ins Gespräch zu kommen.
Musik: Wassim Mukdad, Oud
Moderation: Theresa Dittmann
Geboren 1951 in London, wuchs in Wiesbaden auf, studierte in Marburg, lebt in Berlin. Von 1991 bis 2016 war er Kulturchef der „Jüdischen Allgemeinen“. 2009 erschien sein Buch „Der koschere Knigge – trittsicher durch die deutsch-jüdischen Fettnäpfchen“.
Seit 2017 erscheint in der „Jüdischen Allgemeinen“ die Kolumne „Wuligers Woche“, in der sich Michael Wuliger aus jüdischer Sicht aktuelle Ereignisse vornimmt – mal ironisch, mal polemisch, gelegentlich sentimental. Die Themenpalette reicht von Cocktails über „Spiegel“-Titelbilder und Buchmessen bis zu religiösen Verrücktheiten – und natürlich dem Nahostkonflikt, vor allem seiner Wahrnehmung in Deutschland. Dabei begegnen uns auch viele prominente Persönlichkeiten aus Politik, Kultur, Medien und Gesellschaft.
„Wuligers Wochen“ blicken aus besonderer Perspektive auf das Zeitgeschehen.
[Die Texte sind der Verlagsseite entnommen.]
Musik:
Martin Ripper, Flöten
Annette Rheinfurth, Violone
Kai-Uwe Jirka, Akkordeon
Wer bestimmt darüber, wer wir sind?
Lola ist Deutsche, und sie ist Jüdin. Sie fragt sich: Wie viel von mir selbst steckt in meiner eigenen Biographie? Wie lässt sich die Gegenwart mit meiner Vergangenheit in Einklang bringen?
Lola macht sich auf eine Reise, die sie von Berlin nach Tel Aviv und Bangkok führt. Sie stellt unbequeme Fragen und sucht gefährliche Orte auf. Sie konfrontiert uns mit Antisemitismus in Deutschland, dem Krieg in Israel im Sommer 2014 und der Frage nach Identität in einer globalisierten Welt.
Bestimmt unsere Herkunft darüber, wer wir sind, oder falsche Freunde, orthodoxe Rabbiner?
Lola wurde in Ost-Berlin geboren, ihr Vater geht in den Westen und weiter in den australischen Dschungel. Sie wächst auf bei ihren jüdischen Großeltern und ist doch keine Jüdin im strengen Sinne. Ihre Großeltern haben den Holocaust überlebt, sie selber soll cool bleiben bei antisemitischen Sprüchen. Dagegen wehrt sie sich.
In Tel Aviv besucht sie ihren Großvater und ihren Geliebten, Shlomo, der vom Soldaten zum Linksradikalen wurde und seine wahre Geschichte vor ihr verbirgt. Lola verbringt Tage voller Angst und Glück, Traurigkeit und Euphorie. Dann wird sie weiterziehen müssen. Hartnäckig und eigenwillig, widersprüchlich und voller Enthusiasmus sucht Lola ihre Identität und ihr eigenes Leben.
Mirna Funk, geboren 1981 in Ostberlin, ist Schriftstellerin und Journalistin. Sie lebt in Berlin und Tel Aviv. Ihr Roman Winternähe erschien 2015 und wurde mit dem Uwe Johnson Förderpreis für das beste deutschsprachige Debüt der letzten zwei Jahre ausgezeichnet. In ihrem Werk und ihren Essays geht sie unter anderem den Fragen nach der Präsenz jüdischer Kultur in Deutschland und einer gegenwartsorientierten Erinnerungskultur nach. Seit zwei Jahren erscheint in der deutschen Ausgabe der Vogue ihre Kolumne „Jüdisch heute“, in der sie sich mit jüdischem Leben beschäftigt. Für das Frühjahr 2021 ist die Veröffentlichung ihres zweiten Romans geplant. Er wird bei dtv erscheinen.
Musik: Soil and Pink Band
Moderation: Theresa Dittmann
Hieß sie wirklich Esther, die Großmutter des Vaters, die 1941 im besetzten Kiew allein in der Wohnung der geflohenen Familie zurückblieb? Die jiddischen Worte, die sie vertrauensvoll an die deutschen Soldaten auf der Straße richtete – wer hat sie gehört? Und als die Soldaten die Babuschka erschossen, »mit nachlässiger Routine« – wer hat am Fenster gestanden und zugeschaut? In Kiew und Mauthausen, Warschau und Wien legt Katja Petrowskaja Fragmente eines zerbrochenen Familienmosaiks frei – Stoff für einen Epochenroman, erzählt in lapidaren Geschichten. Die Autorin schreibt von ihren Reisen zu den Schauplätzen, reflektiert über ein zersplittertes, traumatisiertes Jahrhundert und rückt Figuren ins Bild, deren Gesichter nicht mehr erkennbar sind. Ungläubigkeit, Skrupel und ein Sinn für Komik wirken in jedem Satz dieses eindringlichen Buches.
Geboren 1970 in Kiew, studierte Katja Petrowskaja Literaturwissenschaften in Tartu (Estland) und promovierte 1998 in Moskau. Seit 1999 lebt sie in Berlin. 2014 erschien ihr preisgekröntes Debüt „Vielleicht Esther“.
Musik: Insa Bernds, Klavier
Michael Wolffsohn, Prof. Dr., geboren 1947 in Tel Aviv als Sohn einer deutschjüdischen Familie, die 1939 nach Palästina fliehen musste. Er studierte Geschichte, Politikwissenschaften und Volkswirtschaftslehre in Berlin, Tel Aviv und New York und arbeitete von 1981-2012 als Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Hochschule der Bundeswehr in München.
Als Publizist veröffentlichte er mehr als 30 Bücher und schreibt für nationale und internationale Medien.
Er ist Hochschullehrer des Jahres 2017 und wurde vielfach ausgezeichnet, zuletzt 2018 mit dem Franz-Werfel-Menschenrechtspreis.
Mit dem Buch „Deutschjüdische Glückskinder“ stellt Michael Wolffsohn die Geschichte seiner Familie vor, die zugleich ein fabelhaftes Lehrstück deutsch-israelisch-jüdischer Historie ist. Unkonventionell, klug und unterhaltsam wirkt hier großes (Zeit-) Geschehen im Wechselspiel mit der persönlichen Biografie. Der Autor nimmt uns mit auf eine Reise durch die Länder, die Kulturen, durch Politik und Religion. Seine Geschichte führt ihn auch zu grundsätzlichen Fragen wie nach der Zukunft des Judentums. Die jüngere und jüngste Vergangenheit wird mit kritischem Blick beleuchtet.
„Michael Wolffsohn wuchert wunderbar mit seinem Pfund: Ganz Israeli, ganz Deutscher und ein gebranntes Weltkind. Und dabei ganz und gar, wie die Jidden es nennen: »… a Mentsch!‹“ Wolf Biermann 26. Februar 2017
„So verschmelzen Subjektives und Objektives zu etwas Einzigartigem. Denn es wird erzählt aus der Sicht von Menschen aus Fleisch und Blut. Das ist ein Stück Geschichtsschreibung der anderen Art. Ein lohnendes Stück.“ Andreas Main, Deutschlandfunk 16. Mai 2017
Musik: Leonardo Vistel, Cello
Moderation: Dr. Christian Buck (geb. 1966) Nahostbeauftragter des Auswärtigen Amtes. Der gelernte Journalist trat 1997 in den Auswärtigen Dienst ein und arbeitete seitdem in zahlreichen Ländern der Region, zuletzt (2016-18) als Botschafter in Lybien und davor (2013-16) als Leiter des Krisenreaktionszentrums in Berlin.
Eva Lezzi ist in New York geboren und aufgewachsen in Zürich. Berlin ist seit dem Studium der Germanistik ihre Wahlheimat. Sie ist Privatdozentin für Germanistische Literaturwissenschaft sowie für Kulturwissenschaft und Referentin am Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerk für jüdische Begabtenförderung.
Seit ihrer Kindheit gehören Lesen und Geschichten erzählen zu ihren liebsten Tätigkeiten. Sie ist Autorin von Kinder- und Jugendbüchern und setzt sich dafür ein, dass jüdische und nichtjüdische Menschen Bücher lesen können, die heutigen jüdischen Alltag in Deutschland zeigen und nicht nur Bücher, in denen Juden weit weg, z.B. in Amerika oder in Israel leben.
Eva Lezzis Jugendroman: „Die Jagd nach dem Kidduschbecher“ erzählt von einer Freundschaft zwischen einer Jüdin und einer Muslimin – von Rebekka und Samira, zwei 13jährigen Berlinerinnen, die immer wieder zueinander finden – über alle familiären Vorbehalte und politischen Konflikte hinweg. In der Beni-Trilogie geht es um Beni und seine Familie – die Geschichten handeln vom jüdischen Leben im heutigen Deutschland, vom Erinnern und Vergessen und vom Miteinander der Generationen. Zwischen verschwundenen Matzen und Hip-Hop Musik fragen wir nach Erfahrungen mit der Produktion und Rezeption jüdischer Kinder- und Jugendliteratur heute.
Musik:
Almuth Kraußer-Vistel, Klavier
Douglas Vistel, Cello
Debora Antmann ist Queer_Feministin, Aktivistin, Bloggerin („Don’t degrade Debs, Darling“), Online-Kolumnistin beim Missy Magazine, provokante Jüdin, politische Bildnerin, semi-aktive Körperkünstlerin und verhinderte Superheldin. Ihre Themen sind vor allem: jüdische Identität, intersektionaler Feminismus, Heteronormativität/ Heterosexismus, Körpernormen, jüdischlesbische Widerstands- und Intersektionalitätsgeschichte in der BRD der 1980er und 1990er Jahre und der (un-)jüdische (Queer_) Feminismus der Gegenwart.
(Queer-)Feminismus und jüdische Perspektiven – Ein provokanter, humorvoller und kritischer, aber vor allem jüdischer Blick, auf einen feministischen Alltag. Debora Antmann/Debs liest jüdisch-feministische Texte ihrer Kolumne (Missy Magazine) und ihres Blogs (dddebs.com). Dabei geht es ihr nicht darum Antworten auf feministische Fragen zu geben sondern feministische Selbstverständlichkeiten auf den Kopf zu stellen.
(Queer-)Feminismus und jüdische Perspektiven – Ein provokanter, humorvoller und kritischer, aber vor allem jüdischer Blick, auf einen feministischen Alltag. Debora Antmann/Debs liest jüdisch-feministische Texte ihrer Kolumne (Missy Magazine) und ihres Blogs (dddebs.com). Dabei geht es ihr nicht darum Antworten auf feministische Fragen zu geben sondern feministische Selbstverständlichkeiten auf den Kopf zu stellen.
Musik:
Christine Bünning, Geige
Ingrid Ossig, Klavier
Juna Grossmann schildet in ihrem Buch ihr Leben mit dem wachsenden Antisemitismus in Deutschland. Sie berichtet vom Wachsen einer Angst, die sie vor einigen Jahre noch nicht kannte und mit der sie sich nicht abfinden will. Sie geht an die Öffentlichkeit und richtet an uns alle den Appell: „Steht zu uns, helft uns, greift ein! Denn auch für euch ist die Schonzeit vorbei.“
Max Czollek, geb. 1987 in Berlin. Bis 2006 besuchte er die Jüdische (Ober-)Schule und schloss ein Studium der Politikwissenschaften an der FU Berlin an. Er promovierte am Zentrum für Antisemitismusforschung. Mit Sasha Marianna Salzmann kuratierte er 2016 die Veranstaltung „Desintegration. Ein Kongress zeitgenössischer jüdischer Positionen“. Seit 2009 ist er Mitglied des Lyrikkollektivs ,G13, organisiert gemeinsame Lesetouren und Veröffentlichungen und ist Kurator des internationalen Lyrikprojekts »Babelsprech«.
Außerdem ist er Mitherausgeber der Zeitschrift „Jalta“ – Positionen zur jüdischen Gegenwart.
Integration – das war lange wie ein Zauberwort politischer Debatten in Deutschland. In den letzten Jahren wurde es zunehmend kritisch diskutiert als tragfähiges Konzept für eine plurale Gesellschaft. Max Czolleks schreibt mit seiner Polemik „Desintegriert euch“ aus jüdischer Perspektive gegen das Integrationsparadigma an und wirft ein neues Licht auf das alte Zauberwort. Er ist wütend auf das deutsche „Integrationstheater“ und schreibt von sich selbst als “von einem, der auszog, kein Jude zu werden. Sondern ein Politikwissenschaftler, ein Schriftsteller und Intellektueller. Und von einem, der schließlich auch Jude wurde“.
Musik: Elke Jahn, Gitarre
Dmitrij Belkin, geb. 1971 in der Ukraine (damals UdSSR), kam 1993 als „Kontingentflüchtling“ nach Deutschland. In Tübingen schloss er sein Studium der Geschichte und Philosophie mit Promotion ab. Nach Stationen am Max-Planck-Institut für Rechtsgeschichte, beim Jüdischen Museum Frankfurt, beim Fritz Bauer Institut und in den USA lebt er heute als Referent beim jüdischen Ernst-Luwig-Ehrlich-Studienwerk und Publizist in Berlin.
Dezember 1993, Dnepropetrowsk, Ukraine. Der 22-jährige Dmitrij Belkin nimmt drei Taschen und sechs Bücher, setzt sich in einen Bus und fährt ins völlig Ungewisse, nach Deutschland, wie eine Viertelmillion andere Juden aus der Ex-UdSSR auch. Er kommt als Einwanderer in ein Land im Umbruch:
Postsowjetischer Blick trifft auf alte und neue Bundesrepublik, in der für ihn und seine Familie eine jüdische Selbstentdeckung möglich wird. Deutsche Zeitgeschichte im Spiegel einer sehr persönlichen und zugleich politischen Erzählung, die ihr Licht auch auf die heutige turbulente Zeit der Einwanderung wirft.