Pröpstin Dr. Christina-Maria Bammel

Ob sich das einmal ein Prophet Micha hätte träumen lassen, dass seine Worte 2800 Jahre später zu einer Losung werden, einer Kirchentagslosung? So war es 1995 in Hamburg. Noch immer berührt mich Jürgen Ebachs sensible Übertragung dieser Zeilen:

„Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was Gott bei dir sucht: Gerechtigkeit tun, Freundlichkeit lieben und behutsam mitgehen mit deinem Gott.“

Dabei schwingt ja mit, was wir vermeintlich gerecht entscheiden und tun, selten gelingt, um tatsächlich Gerechtigkeit herzustellen. Und die liebende Freundlichkeit kann unfassbar viel erlittenes Unrecht nicht aufheben, geschweige denn vergessen machen. Alles beginnt für Micha damit, himmelschreiendes Unrecht im Namen Gottes auch beim Namen zu nennen. Verarmung und Verschuldung bei denen, die den dürftigen Unterhalt als Bauern erwirtschaften. Verlogenheit und verdrehte Wahrheiten bei denen mit viel Einfluss im Land. Wer soll sich noch worauf verlassen können? Drastisch Klartext sprechen - das mutet Gott seinem Propheten zu. Die Zumutung gilt noch: Ein Leben auf gutem Grund in einer Gesellschaft gibt es nicht ohne Offenheit und Bescheidenheit, das heißt weniger Ego, mehr Du und Wir. Ein Leben auf gutem Grund gibt es nicht ohne echte Teilhabe der vermeintlich Mittellosen und Übersehenen an dieser Gemeinschaft. In Gottes Worten gibt es keine Zumutung ohne Zusage. Zugesagt ist und bleibt etwas einzigartig Gutes: Gemeinschaft mit dem Ewigen. Von Gott her ungekündigt. Ein guter Grund, auf dem sich behutsam mit dem Gott Israels mitgehen lässt, der sein erst- und immer geliebtes Volk befreit und aufrichtet. Diese Behutsamkeit einübend der Anfangskraft nachgehen. Denn sie verspricht den Aufbruch gerade jenen, die am Ende sind. Damit wird nicht gleich alles gut, aber der nächste Schritt eventuell besser.

Pfarrerin Dr. Milena Hasselmann

„Nichts als…“. Wenn das so einfach wäre… nichts als Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott. 

Wohin eine Welt ohne Liebe und ohne Demut vor Gott und damit auch vor Israel, dem Volk Gottes, führt, das erleben wir gerade sehr schmerzlich. „Was können wir tun?“, fragen wir, und lesen: Es ist Dir gesagt, Mensch. 

„Nichts als…“ – das Einfache ist eben nicht einfach. Angesichts einer herausfordernden Welt sind es gerade nicht die einfachen Antworten, die tragen. Und doch spricht Gott: „nichts als“.

Gegen unsere Ohnmacht steht Gottes Wort. Und so versuche ich es - Schritt für Schritt. Nicht gleich alles, aber mal eins: Heute vielleicht Gottes Wort im Ohr, morgen Liebe üben und übermorgen die Demut. Oder zweimal Liebe und einmal Demut? Oder dreimal Gottes Wort? Schritt für Schritt, nicht einfach, aber auch nicht nichts. 

Rabbiner Max Feldhake

„Das wäre doch viel zu einfach…“ - gerade mit solchen Einwänden machen wir es uns zu einfach, sagt Rabbiner Max Feldhake zum aktuellen Wochenspruch:

Die jüdische Tradition ist voller Sprüche, die kurz und bündig Weisheiten vermitteln, so wie hier im Buch Micha.

In Pirkei Awot (Sprüche der Väter) zum Beispiel, lesen wir: „Simon der Gerechte gehörte zu dem Reste der großen Versammlung. Er Tat den Ausspruch: Auf drei Dingen steht die Welt: auf der Tora, auf dem Gottesdienst und auf der Liebeserweisung.“ In der Tora lesen wir im Buch Deuteronomium ebenfalls: „Der Gerechtigkeit sollst du folgen… (Deut. 16:20) Was heißt es, Gottes Wort zu halten? Wie dienen wir dem Ewigen denn überhaupt? Ich glaube, unsere jüdische Tradition bietet in diesen kleinen Weisheiten den Schlüssel, und zwar Liebe und Gerechtigkeit zu üben und auszuleben.

Manche würden wohl darauf erwidern, dass diese Sichtweise viel zu vereinfacht sei, sie entspricht leeren herkömmlichen Plattitüden. Wenn das so wäre, dann hätten wir unsere Welt von Hass und Gewalt, von Ausgrenzung und Unterdrückung schon längst befreit. Micha spricht uns aus der Vergangenheit an, heute vielleicht umso intensiver und eindringlicher als je – sei nicht so hochmütig um zu mutmaßen, dass wir Gottes Wort halten, Gerechtigkeit folgen und Liebe üben. Das tun wir offensichtlich nicht oder nicht im ausreichenden Ausmaß.

Der Prophet und somit die jüdische Tradition mahnen uns – hören wir auf sie?

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