Sonne auf der Haut
Wärme und Licht
Endlich
Die Natur bricht auf
Wieder
Nach allzu langem Winter
Es sprießt und blüht
Zwitschert
Ob das auch für unser Leben möglich ist:
Ein Neuanfang?
Der Vers ist eingebettet in ein Gespräch zwischen Jesus und Nikodemus, in dem Jesus von der "Neugeburt" als Zugang zu Gottes Reich spricht – anders gesagt: Vom Geschenk des Neuanfangs in Gottes Wirklichkeit (vgl. Wengst, Klaus: Das Johannesevangelium, ThKNT IV, 102-124), die bereits im Hier und Jetzt anfängt, die sich durchsetzt und nicht einfach akzeptiert, dass die Welt so ist, wie sie ist.In Jesus, seinem Weg mit den Menschen, seiner Kreuzigung und Auferweckung zeigt sich Gottes Liebe (ich möchte hinzufügen: auch in Jesu Weg, nicht nur). Wer auf Jesus und damit auf Gott vertraut, hat teil an seiner:ihrer Wirklichkeit - in Johannes' Worten: hat das ewige Leben.
Ein Neuanfang? Möglich!
Und gegen jede antijüdische Auslegung: Was Johannes hier erzählt, ist eine Diskussion zwischen zwei jüdischen Menschen, die beide das Gesetz und die Verheißungen Gottes an Israel ernstnehmen und gleichzeitig in einer Tradition stehen, die auch die Rede von Gottes Gnade gut kennt. Der Titel "Menschensohn" legitimiert Jesus mit Bezug auf Daniel 7 als jemanden, der diesem Gott nahe ist und von ihm Zeugnis ablegen kann.
Oft wird der Anfang von Vers 14 erst gar nicht mitzitiert: (14) Und wie Mose in der Wüste die Schlange erhöht hat, so muss der Menschensohn erhöht werden, (15) damit alle, die an ihn glauben das ewige Leben haben.“ Warum kenne ich diese Geschichte von Moses und einer erhöhten Schlange nicht, und wie soll das mit der Erhöhung des Menschensohns in Verbindung stehen?
Tatsächlich steht im 4. Buch Mose 21,6-9, dass Gott die Israeliten bestraft, weil sie sich über die Umwege und das schlechte Essen in der Wüste beklagen, indem er giftige Schlangen schickt, an deren Bissen viele sterben. Verzweifelt bitten die Bestraften um Hilfe und Vergebung, woraufhin Moses von Gott angewiesen wird, eine eherne (kupferne) Schlange zu machen, und diese an einer Stange hoch aufzurichten: „Wer gebissen ist und sieht sie an, soll leben“ (Num 21,8).
Das klingt nach klassischem Götzendienst.
Die rabbinischen Ausleger stellen dann auch sofort klar, dass es keinesfalls die erhöhte eherne Schlange war, die Heilung und Leben schenkt. Nur diejenigen, betonen sie, die ihre Herzen ganz dem Willen Gottes unterstellten erfuhren Heilung während alle diejenigen, die nur die Schlange anschauten, aber dabei nicht an Gott dachten, starben.
Und was bedeutet das jetzt für den christlichen Glauben an den erhöhten Menschensohn?