„Allzeit bereit!“ sagen Pfadfinder. Energie, Mut. „Damals haben wir in den Kleidern geschlafen, mit der gepackten Tasche“ – erzählen manche. Angst, Bedrohung.
Der Tag des Herrn ist beides, Schrecken und Hoffnung (Joel 2,11 und Jes 65,17f) – ein neuer Himmel und eine neue Erde.
Dieses Versprechen lesen wir auch an den Gräbern, oder jetzt am Ewigkeits-Sonntag – ganz am Schluß der Bibel:
Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen… (Off 21,4)
Bereit-Sein mit brennenden Lampen, den Lebensthemen nicht ausweichen: was ich will in diesem Leben, wer und was mir wirklich wichtig ist, welche Entscheidungen ich getroffen habe oder noch treffen sollte… Die großen Fragen angesichts des Todes sind Lebensfragen. Wenn wir ihnen nicht ausweichen, sind wir bereit, was auch immer uns erwarten mag, und sind frei, liebe Menschen auf ihren letzten Wegen zu begleiten und nicht alleine zu lassen.
Aufbruch, nicht Abbruch. So sollt ihr es essen, heißt es vom ersten Pessachmahl bei der Befreiung aus der Sklaverei, der dann jährlich zu Pessach gedacht wird: die Lenden gegürtet, Schuhe an den Füßen, den Stab in der Hand – aufbruchsbereit.
Selbstverständlich ist es bei dieser etwas unbequemen Form des Essens nicht geblieben. Geblieben aber ist die Gewissheit: unser Gott ist ein Befreier, und er ist noch nicht am Ziel. Aufbruchsbereitschaft ist begründet. Und Wachheit in finsteren Zeiten. Sich nicht einlullen lassen, nicht die Augen schließen, die Decke übern Kopf ziehen, sondern Nachtwache halten. In diesen Tagen harren Viele der Befreiung wenigstens einiger der Verschleppten. Das Ende der Welt, die wir kennen, ist nicht Weltuntergang, sondern Beginn einer neuen Welt: Aufbruch ins Reich der Freiheit. Milch und Honig? Gewiss. Vor allem aber: Gerechtigkeit.
Gürtel und Licht braucht es zum Aufbruch, sagt Dr. Christina-Maria Bammel, Pröpstin der EKBO, zum Wochenspruch:
Die Lichtmomente werden kürzer, die Tage dunkler. Für Etliche Endzeitstimmung. Sie wollen wachmachen, Anderen ein Licht aufsetzen im Protest: Seht die erwärmte Erde! Andere sorgen sich, dass der Gürtel enger geschnallt werden muss, der Wohlstand schwindet. Welcher Gürtel soll die krassen Widersprüche zusammen halten?
Der Gürtel über der Hüfte hält Hose oder unpraktische Gewänder. Arbeiten und laufen wird leichter. Ging auch den Frauen in endloser Care-Arbeit so: Im Buch der Sprüche wird die Tüchtige gelobt, ihr Licht geht nie aus. Auch ein Widerspruch: Wer immer nur arbeitet und brennt, brennt aus. Kraft und Lebenszeit sind kostbar, endlich. Wer Gürtel trägt und Licht anlässt, ist dressed for action. Nicht irgendeine Aktion:
Gürtel und Lampe brauchte es beim Aufbruch der Israeliten aus dem Land der Sklaverei. Gott gibt das Nötige für diesen Aufbruch. Eiliges Essen zum Losgehen bereit in der Nacht: Pessach. Ein Freiheitsereignis, wenn die Zeit dunkelt. Dann beweglich bleiben, widersprechen, aufstehen. Gestimmt auf Freiheit, weil der Blick weit genug fürs Wesentliche ist. Komm aus der Hüfte!