In diesem kurzen Satz finden sich drei ganz zentrale Begriffe jüdischen Denkens. Die Rabbinen diskutieren ausführlich, ob die Bezeichnung „Gottes Kinder“ tatsächlich vom Verhalten abhängt, oder ob es nicht eine grundsätzliche Zugehörigkeit beschreibt. Die Metapher der Beziehung von Eltern und Kindern findet sich durchgängig in der Tora, der rabbinischen Literatur und in der Liturgie.
Hinter dem deutschen Wort „Selig“ steckt das hebräische „Aschrej“, das ganz diesseitig gemeint ist: Glück und Wohlbefinden, vielleicht auch einfach das Grundgefühl, am richtigen Ort zu sein – wie es in Ps. 84,5 heißt, der als Einleitung zu Psalm 145 dreimal täglich gesagt wird: „Aschrej joschwej wejtecha“: Wohl denen, die in deinem (Gottes) Haus wohnen.
Dass also Frieden – Schalom – und Frieden machen, im Großen und im Kleinen, sowohl für die Beziehung zu Gott als auch für das eigene Wohlbefinden zentral ist, wird hier prägnant ausgedrückt und ist in diesen Tagen eine wichtige Botschaft.
Eine Zumutung, möchte ich ausrufen. Gerade in diesen Zeiten. Und ja, dieses Wort Jesu mutet mir einiges zu, ist mir aber zugleich auch Ermutigung. Frieden zu stiften, hat schon in rabbinischer Tradition einen zentralen Platz: „Suche den Frieden und jage ihm nach (Ps. 34,15). Daran knüpft Jesus an.
Das griechische Wort „eirevopoios“ meint nicht bloße Friedfertigkeit, sondern Aktivität hin zu einem gerechten Frieden, zu Solidarität mit den Schwächsten, Unterdrückten, Ausgegrenzten. Gerade jetzt! Denn die vornehmste Aufgabe von Religion ist Unterbrechung. Halt ein, Mensch, lass dich nicht vom Hass überwinden. Worte der Befreiung heraus aus dem Zwang behaupteter Alternativlosigkeit.
Jesu Wort entspringt dem weiten Horizont der Liebe Gottes, unter dem alle Menschen, sogar mein Feind, eine unverlierbare Menschenwürde behalten. Ein Aufruf zu einer träumerischen Wachsamkeit, die mich zu klaren Worten und Handlungen inspiriert. Und genau daran mangelt es derzeit.