Rabbiner Nils Ederberg

„Geknicktes Rohr“ und „glimmender Docht“ sind Bilder für Leben, das gefährdet, aber noch nicht unrettbar beschädigt ist. Viele lesen diesen Text heute nur auf Einzelne bezogen – Gott schützt die Schwachen, die Opfer. Das ist nicht falsch. Jesaja aber spricht hier vom Kollektiv, vom Volk Israel. So, wie Gott nach der Sintflut den Menschen zusagt, die Erde nicht zu zerstören, so sagt er nach der Katastrophe des Exils dem Volk Israel zu, dass es weiter bestehen und nicht untergehen wird.

In der vergangenen Woche haben wir in den Synagogen den Übergang von den drei Wochen der Mahnung zu den sieben Wochen der Tröstung begangen. Von der Ankündigung des Gerichts für die Völker und für Israel zur Ankündigung der Rettung und Erlösung für die Überlebenden.

Diese Zusage Gottes gilt unabhängig vom Handeln der Menschen und Völker. Wir sollen Gutes tun, aber Gott wird das Leben bewahren, auch wenn Menschen Fehler machen.

Rabbinerin Jasmin Andriani

Der jüdische Kalender schreibt den Monat Elul. Dies ist der letzte Monat vor den Hohen Feiertagen Rosh Hashana (Neujahr), Jom Kippur (Versöhnungstag) und Sukkot (Laubhüttenfest). Im Elul ist es üblich, sich spirituell auf die Feiertage und die Begegnung mit G'tt vorzubereiten und besondere Gebete, die Slichot zu sagen. Der Prophet Jesajah spricht vom geknickten Rohr und vom glimmenden Docht. Gemeint sind Menschen in unserer Mitte, die in schwierigen Lebenssituationen sind: bedrückt von Armut, Krankheit oder Hoffnungslosigkeit. Gerade in dieser Zeit der Konfrontation mit sich und G'tt stehen diese Menschen besonders ehrlich vor ihrem Schöpfer. Nicht der Starke und Hochmütige findet seinen Weg zur tiefen Versöhnung mit sich und G'tt, denn er ist satt. Der Suchende und mit seinem Schicksal Ringende, das geknickte Rohr und der glimmenden Docht, sie haben die Möglichkeit, ihn zu finden -  zur Stärkung.

Rabbiner Max Feldhake

Die Metapher des dunkelnden Dochts klingt zunächst klischeehaft, vielleicht sogar bösartig, vor allem wenn man sie auf das jüdische Volk liest – eine flimmernde, zarte Flamme, ein trübes Licht, das oft übersehen wird. Doch blickt man genauer hin, drückt dieses Bild gerade die Beharrlichkeit und die Tapferkeit des Volkes Israel aus: ein Licht, das sich nicht auslöschen lässt allen Widrigkeiten zum Trotz. Und mehr noch:
[Anmerkung des IKJ: Der Vers ist länger als der Wochenspruch und geht weiter: nach Wahrheit verkündet er das Recht.]
Die jesajanische Metapher bezieht sich auch auf die Wahrheit, die Israel und die Menschheit bewahren und kundtun sollen. Fragil, ja verletzlich ist das Licht der Wahrheit, zu oft von allen Seiten bedroht. Das sehen wir in der heutigen Welt nur allzu gut: heftige Kräfte drohen, die Wahrheit auszulöschen. Darum sind wir dazu aufgerufen, in Zusammenarbeit mit dem Ewigen das Erlöschen der Wahrheit zu verhindern und diese durch Gerechtigkeit zu verteidigen.

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