Prof. Elad Lapidot

Diese Empfehlung klingt trivial und rätselhaft zugleich. Es scheint trivial, dass wir uns nicht von bösen Mächten, die uns zerstören wollen, überwältigen lassen sollen, sondern ihnen widerstehen müssen, gegen sie kämpfen müssen, um sie zu überwinden - um zu überleben. Die Empfehlung, zu überleben, ist trivial. Aber warum ist es notwendig, hinzuzufügen, dass wir das Böse "mit Gutem" überwinden sollen? Reicht es nicht aus, dass wir das Böse überleben, ist unser Überleben nicht an sich schon gut? Diesem Vers zufolge ist unser Überleben gut, wenn es das Böse überwindet; es ist nicht gut, wenn wir bei der Überwindung des Bösen, das gegen uns vorgeht, selbst zum Bösen für andere werden. Wir überwinden Gewalt nicht mit noch mehr Gewalt; es gibt keinen Krieg gegen den Krieg. Das Böse kann nicht mit dem Bösen überwunden werden, sondern nur mit Gutem. Was bedeutet es, das Böse mit dem Guten zu überwinden? Es bedeutet, die Kräfte, die gegen uns arbeiten, in Kräfte zu verwandeln, die mit uns arbeiten. Eine solche Umwandlung kann nur beginnen, wenn wir aufhören, unsere Feinde als böse zu behandeln, und anfangen anzuerkennen, dass auch sie darum kämpfen, das Böse zu überleben, das wir für sie darstellen.

Jasper Althaus

Hilft uns so eine fromme Aufforderung gerade weiter, lieber Paulus? In dieser Weltlage? Wohlfeile Statements, die allgemein zu Frieden aufriefen ohne auf die aktuelle Situation einzugehen, haben mich in letzter Zeit wirklich gestört.

Und doch: Nicht nur die politische Sprachform hat ein öffentliches Rederecht. Wir brauchen mehr als Realpolitik. Es braucht jetzt – so wie zu allen Zeiten – auch prophetische Rede, es braucht das Reparieren der Welt mit Worten (Tikkun olam). 

Wir brauchen eine Hoffnung, die uns nicht dazu auffordert mit den Händen im Schoß zu warten, sondern eine Vision nennt, auf die wir hinarbeiten. Wir brauchen einen Kompass, an dem wir uns orientieren, damit das Realpolitische immer vorläufig, immer unbefriedigend bleibt.

Ich lese diesen Vers als Tikkun olam, denn er spart nicht das Politische aus, aber er setzt unsere Welt mit dem G’ttlichen Reich in Beziehung. Paulus versucht hier im besten Sinne mit Worten die Welt zu reparieren, weil er uns daran erinnert, was doch eigentlich sein muss.

Theologiestudentin Helene Begrich

Über Frieden, Scheinheiligkeit und Antisemitismus in der Sprache. Helene Begrich, Theologiestudentin, Studentische Hilfskraft am IKJ und Absolventin von Studium in Israel e.V. über den aktuellen Wochenspruch:

Frieden stiften. Das soll erst einmal jemand schaffen. Angenommen jemand würde von außen auf die Welt der Menschen blicken, so würde er diese wohl sicher nicht mit „Frieden“ assoziieren. Ist vielleicht aber auch das Gerede über den „Weltfrieden“, den wir uns alle sehnlichst wünschen, etwas scheinheilig? Apropos scheinheilig: im Duden wird unter anderem der Begriff „pharisäerhaft“ als Synonym für „scheinheilig“ angegeben. Dass der Ursprung dessen der christlichen Tradition entspringt, erscheint im Hinblick auf den jahrhundertelangen Antijudaismus der Kirche nur wenig überraschend. Dass ein solcher Begriff im Duden steht jedoch schon. Vielleicht ist es ein gutes Zeichen, dass ich diesen antijüdischen Begriff nicht kannte, dass in der christlichen Kirche heute der Ruf nach Versöhnung und Begegnung mit Juden und Jüdinnen größer ist als das Beharren auf Feindschaft. Genau darin liegt die Kunst des Friedenstiftens. Obwohl die Kirche dem Judentum jahrhundertelang als Feind begegnete, hat sie heute die Chance zu verstehen, dass Christ:innen nur in Gemeinsamkeit, in Frieden und Verbundenheit mit Juden und Jüdinnen, Gottes Kinder heißen werden.

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