Paulus spricht aus der Überzeugung heraus, in Christus einen Neuanfang wagen zu können. Zwar will er damit ermöglichen, Vergangenes hinter sich zu lassen, doch bedeutet ein Neuanfang zugleich, das Hinterlassene erneut zu betrachten, um damit einen Umgang zu finden.
Wie begegnen wir unserer Vergangenheit? Schauen wir urteilend darauf und können es nicht abwarten, ihr den Rücken zu kehren? Oder lächeln wir in Erinnerung an schöne Momente und schätzen unseren Weg?
Gerade Paulus sieht sich in einer solchen Situation. Er fühlt sich zu Christus berufen, muss aber neu einordnen, wie es sich mit seiner jüdischen Vergangenheit verhält. Ein Neuanfang bedeutet für ihn nicht, Vergangenes niederzureißen. Er weiß sich weiterhin in seiner jüdischen Tradition und begegnet ihr in voller Dankbarkeit. Durch seine wertschätzende Begegnung ist es ihm möglich, hoffnungsvoll nach vorne zu blicken und ungewisse Schritte zu wagen.
Jeder Morgen ist ein neues Aufleben, eine neue Schöpfung. Die Kräfte sind frischer, der Blick geht weiter, die Nerven sind lockerer.
Wunderbar beschreibt Ps 104,30 diese Lebenskraft:
Du sendest aus deinen Odem, so werden sie geschaffen, und du machst neu das Antlitz der Erde.
Zu dieser Lebenskraft können wir Nicht-Juden durch Jesus kommen, zum Gott Israels. Über seine Güte und Barmherzigkeit heißt es in Klagelieder 3,23 zuversichtlich:
sie ist alle Morgen neu, und deine Treue ist groß.
Durch Jesus, durch seinen Gott Israels werden wir neu und können jubeln. Nicht, weil „alles gut wird“ – das wird es vielleicht nicht. Sondern weil diese Lebenskraft uns aufrichtet und belebt und beflügelt.