Meistens würde es mir leicht fallen, eine Liste von weltlichen Dingen zu erstellen, die ich gern überwunden und besiegt wüsste.
In dieser Woche wurden viele Städte und Gemeinden in Deutschland und in unseren östlichen Nachbarländern von Wassermassen überspült,
die Natur und Zivilisation bedrohen, Existenzen von Menschen zerstören und Menschen töten.
Diese Woche bete ich um die Bewahrung der geschaffenen Welt und die Bewahrung meines Glaubens.
Zum Glück bin ich mit meinem Glauben nicht allein. Unser Glaube ist, wie Johannes schreibt, die Liebe zu Gott und das Halten seiner Gebote (Vers 3).
Unser Glaube erhält uns leider nicht diese Welt.
Aber unser Glaube erhält uns in der schwankenden Welt und er erhält unsere Hoffnung, dass nicht Grauen und Verzweiflung, sondern Liebe und Vertrauen den Sieg davontragen.
Starke Worte – auf den ersten Blick.
Und auf den zweiten Blick mit jüdischer Brille? Auch dann bleiben die Worte stark. Rabbiner Ederberg zeigt, wie erst durch die Tora diese Worte vollständig zum Klingen gebracht werden.
Und er deutet leise mahnend an, dass sie ohne die Tora tönernes Erz wären:
„TikTok und Twitter führen uns heute die Eindringlichkeit von Kurznachrichten vor Augen. Sie sind einprägsam und vereinfachend. „Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat“ ist so eine Kurznachricht, die in ihrer Kürze eigentlich unverständlich ist.
Dieser Halbvers ist Teil einer größeren Argumentation, die betont, dass Jesus der ‚Sohn Gottes‘ und dass er ‚im Fleisch gekommen‘ sei. Über 33 Verse wird in 1. Joh 4,1 - 5,12 in fast tautologischer Rede immer wieder argumentiert, dass man an der Liebe, am Geist, am Glauben und am ‚Halten der Gebote‘ erkennen könne, wer wirklich bei Gott ist und wer nicht.
„Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat“ ist aber kein Slogan für Plakate, sondern folgt daraus „dass wir Gott lieben und seine Gebote halten“ (5,2).
Die Schwäche der Argumentation liegt darin, dass hier weder wie im Matthäusevangelium auf die jüdische Schrift rekurriert wird, noch gemäß der später von Marcion verfolgten Linie diese jüdische Schrift verworfen wird.“