Der Schlüssel zum Glauben, zu Gott, ist am Anfang, in der Mitte und am Ende, dass Gott Herr ist über Leben und Tod. Und wir bei ihm leben, auferstehen bei ihm in seinem Licht. Ohne das, sagt der Jude Paulus, wäre alles nichts.
Dieser Glaube, dass Gott sterben lässt und zum Leben erweckt, kommt mitten aus dem jüdischen Lobpreis. Nicht umsonst wird der Gesang der Hanna aus dem Samuelbuch an Ostersonntag gelesen. Nicht zufällig gehen wir Ostern bis an den Anfang der Schöpfung aus dem Nichts. Vom Kreuz zum Lebensbaum. Es ist also nicht richtig zu meinen, in Jesus und seiner Auferstehung sei Gott ein anderer geworden. Vielmehr hat Gott bestätigt, wie er war und bleibt. Der, der lebendig macht, in die Freiheit führt, aus dem Tod ins Leben. Durch Jesus kommen wir, Christinnen und Christen, zu diesem Glauben, zu diesem Lobpreis, zu dieser Erfahrung und zu diesem Segen dazu. Das ist der Schlüssel – und bleibt es von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Ostern mag ja immer Platz für einen Schmunzler sein: Sucht jemand unter der Straßenlaterne auf dem Boden. Kommt ein zweiter, fragt, kann ich helfen. Sagt der Suchende: Ich habe meinen Schlüssel verloren. Suchen sie eine Weile zu zweit. Fragt der Helfende: Sind sie sicher, dass es hier war? – Sagt der Suchende: Nein, gar nicht. Es war da drüben im Dunkeln. Aber hier ist es heller zum Suchen. –
Man kann den Schlüssel ja sonst wo suchen, im Kreislauf der Natur, im Aufbrechen der Blütenpracht, in der Fruchtbarkeit des Lebens, also Sinnbild die Osterhasen, in der Eierpracht im Gras, in den durch Schokolade ausgelösten Glückstransmittern, in der eigenen Erneuerungskraft, in der guten menschlichen Resilienzfähigkeit oder wo auch immer, mag heller sein. Hier, bei Christus, dem Juden, in dem ganz Gott ist, der sterben lässt und lebendig macht, ist der Schlüssel. Frohe Ostern.
Wer Schlüssel hat, hat Macht: Schlüsselmacht. Machtfragen des Lebens können zu Schlüsselfragen werden.Die Antwort entscheidet über Bestehen oder Nichtbestehen.
Gott mischt sich in diese Schlüsselfragen ein. Gott überlässt diese weder dem Zufall noch den Menschen. Schon einmal hat Gott sich eingemischt, im Tempel in Jerusalem. Jesaja berichtet davon, wie der Schlüssel Schebna genommen und Eljakim gegeben wurde (Jes 22). Denn was diese Schlüssel schließen, bleibt geschlossen und was sie öffnen, bleibt geöffnet. Das gilt auch für die Tore des Lebens und des Todes.
Wer hat die Macht, die Tore des Todeshauses zu öffnen hinein ins Lebenshaus? Die jüdische wie die christliche Tradition sagt: Gott allein. Die christliche Überlieferung verbindet dies mit dem Todes- und Lebensweg Jesu. Dabei wurzelt sie in einer Geschichte vom Aufbruch aus dem Haus des Todes, der Unfreiheit: Aufbruch aus der Knechtschaft für Israel. Ostern zu erzählen und zu feiern heißt auch: dankbar das Freikommen eines Volkes aus diesem Gefängnis des Todes zu erinnern.