Wer auch immer diesen Brief an Timotheus geschrieben hat, hat sich diese Worte nicht ausgedacht, er zitiert sie aus seiner Tora (z.B. 5. Mose 10,17). Und die lobt Gott als den Einzigen, König aller Könige. Kein willfähriger Despot wie der römischen Kaiser, der jeder Münze und jedem Untertan in seinem Reich sein Bild aufdrückt. Gott drückt niemandem sein Bild auf, im Gegenteil: „kein Mensch hat ihn je gesehen noch kann ihn sehen“ (1.Tim 6,16b), die Passage ist zu wichtig, um übergangen zu werden. Sein Herrschaftserweis zeigt sich in der Befreiung eines Sklavenvolkes, in seiner Gerechtigkeit, die für die streitet, die nur allzu gern übersehen, an den Rand gedrängt und am liebsten abgeschoben werden. Anders als das Judentum hat sich das Christentum über die Jahrhunderte allzu leicht zur Macht hinziehen lassen. Zeit für uns Christinnen und Christen, Kante zu zeigen gegenüber denen, die wieder nach Despoten schreien. An jedem Vorabend zum Schabbat singen Jüdinnen und Juden das Lied von Gottes Herrlichkeit, das freimacht von allem Duckmäusertum:
Friede sei mit Euch, dienende Engel, Engel des Höchsten,
des Königs aller Könige, des Heiligen, gelobt sei er.
Euer Kommen sei zum Frieden, Engel des Friedens, Engel des Höchsten,
des Königs aller Könige, des Heiligen, gelobt sei er.