Was für eine Hoffnung in Jesu Worten steckt, dass sich vollenden könnte, was in den Prophetenbüchern, die er und seine Jünger*innen kennen, geschrieben steht. Ein ‚Menschensohn‘ ist dort angekündigt, ein apokalyptischer Erlöser. Seine Jünger*innen und er hoffen auf Veränderung. Auf ihrem Weg sammeln sie Mut und Überzeugung, dass sich das Schicksal in Jerusalem erfüllen wird. Das Schicksal des Menschensohnes – ist Jesus dieser Menschensohn?
Welche Hoffnung wird sich in Jerusalem erfüllen, welche Erlösung wird geschehen? Wird überhaupt eine Erlösung geschehen? Jüdinnen und Christen teilen das Noch-Nicht der Erlösungshoffnung. Juden und Christinnen teilen die Haltung, dass noch nicht vollendet ist, worauf sie hoffen. Die Identifikation von Ereignissen als vollendete Hoffnung, wird sich immer wieder aufbrechen, erden, irritieren lassen müssen.
Das was die Bibel in gerechter Sprache mit „kommendem Menschen“ übersetzt, wird oft mit „Menschensohn“ wiedergegeben. Das hat Anhalt an der griechischen Fassung. Aber die BiGs greift die schillernden alttestamentlichen Traditionen auf, die den Menschensohn, den ben adam, vielfältig zeichnen: Fast 100mal redet Gott Ezechiel mit ben adam an, im Danielbuch wird der Menschensohn zu Israel und den Rettern, die sich dem Feind entgegenstellen. Der Menschensohn repräsentiert also in Jesus sowohl ein besonderes Individuum als auch das Kollektiv, das Volk Israel. Nicht um dieses zu ersetzen, sondern als ein Teil dieses Volkes.
Jürgen Ebach schlägt in Anknüpfung an diese Facetten vor, dass der Menschensohn wie eine Art Kippbild ist. Blicken wir es von der Evangeliums-Seite an, ist es ein Hoheitstitel, der als Charakterzug seine Verbundenheit mit der Erfahrung und der Sehnsucht Israels hat. Blicken wir es von der universalistischen Seite an, ist es der Mensch, der und die ihre Bestimmung lebt – der kommende Mensch. Doch wie immer biblisch ist das Partikulare mit dem Universellen verschränkt, das Individuelle mit dem Gemeinschaftlichen, der Glaube mit dem Hören und Tun. Auch wenn wir nicht immer beides sehen, gehört es doch zusammen.