Rabbinerin Gesa Ederberg

Psalm 145, aus dem dieser Vers stammt, wird im jüdischen Gebet täglich mehrmals gesagt. Jeder Vers des Psalms beginnt mit einem weiteren Buchstaben des hebräischen Alphabets, er behandelt sein Thema sozusagen „von A bis Z“:

Die geschaffene Welt, Menschen, Tiere und die Natur selbst, lobt ihren Schöpfer. In unserem Vers sind also ausdrücklich alle Lebewesen gemeint, und Gottes Zuwendung ist nicht nur großzügig, wie es im nächsten Vers heißt, sondern nimmt auch die Bedürfnisse jedes einzelnen genau wahr:

Nahrung gibt es „zu ihrer Zeit“, genau zum passenden Zeitpunkt und in der richtigen Menge. Der Vers besteht aus genau 10 Worten im Hebräischen, was der Zahl der zehn Regeln oder Gebote entspricht, die in der jüdischen Tradition zur Herstellung von Brot gehören.

Rabbiner Max Feldhake

Dieser Vers aus den Psalmen stellt eine Welt dar, in der eine göttliche Fürsorge für menschliche Ernährung eintritt. Wenn die Welt bloß so wäre…

Ja, die Augen aller Menschen warten hungrig auf eine göttliche Intervention, die es nicht gibt und nicht geben wird. Angesichts jener Realität stellt sich die Frage: wie müssen wir reagieren? Wie müssen wir den Text verstehen?

Die Aufgabe fällt auf uns, uns um unsere Mitmenschen zu kümmern. Denn es ist sicherlich nicht im Sinne des Textes, dass wir tatenlos hinschauen und lediglich auf eine vermeintliche göttliche Handlung verweisen. Es gibt auf unserem Planeten genug für alle; trotzdem hungern Unzählige. Dass eine gerechte, rechtzeitige Verteilung von Nahrung fehlt, ist ein menschliches Versagen und daher kann nur menschliches Handeln die Ursachen beheben, die dazu geführt haben.

Rabbiner Eli Reich

In der Lutherübersetzung steht „zur rechten Zeit“. Wörtlich aus dem Hebräischen übersetzt heißt es eher: „Aller Augen warten auf Dich und du gibst ihnen ihre Speise zu seiner Zeit.“

Ihre Nahrung – zu seiner Zeit. Vom Plural zum Singular. Was meint das?
Im Talmud (4. Jh. n. Chr.) wird eine Geschichte erzählt, die das erklärt:

Einst kam jemand zu Raba, einem wichtigen Weisen. Raba fragte ihn, was er gewöhnlich als Mahlzeit zu sich nehmen würde. Der erwiderte: Wertvolles Essen wie eine Masthenne und alten Wein. Da sprach Raba zu ihm: Nimmst du denn gar keine Rücksicht auf die (finanzielle) Belastung der Gemeinde, die damit verbunden ist!?

Jener erwiderte: Esse ich etwa das der Gemeinde, ich esse doch das, was der Allbarmherzige mir gibt!? Es wird nämlich gelehrt: (Ps 145,15): Aller Augen warten auf dich, und du gibst ihnen ihre Nahrung zu seiner Zeit. Es heißt ja nicht: zu ihrer Zeit, sondern: zu seiner Zeit. Das lehrt, dass [Gott], der Heilige, gepriesen sei er, jedem Einzelnen die Nahrung und das, was zum Leben nötig ist, dann gibt, wenn er es braucht – d.h. seiner Zeit entsprechend.*

Ihrer Zeit entsprechend (Plural) würde bedeuten, alle bekämen zu jeder Zeit das Gleiche. Die Übersetzung der Lutherbibel „zur rechten Zeit“ bringt es inhaltlich also auf den Punkt: Gott gibt seine Gaben und Gnaden jedem/jeder Einzelnen zu der Zeit, wie er/sie es braucht, sprich zu je seiner/ihrer Zeit oder eben: zur rechten Zeit.

*Frei übersetzt nach Talmud, Ketubot 67b, ausgesucht von Eli Reich.

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